Biersorten


Altbier
Gebraut nach alter Tradition
Altbier ist keineswegs alt, nur älter als viele andere Biere, wenn man das Brauverfahren betrachtet. Es stammt aus der Zeit, als es noch keine technischen Kühlverfahren gab und zur Herstellung von Bier fast überall in Deutschland obergärige Hefe verwendet wurde. Sie benötigt für die Umwandlung des Malzzuckers in Alkohol Temperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius, stieg in den früher meist verwendeten offenen Gärbottichen nach dem Gärprozess an die Oberfläche des frischgebrauten Bieres und konnte dann dort abgeschöpft werden. Damit war es auch während der warmen Jahreszeiten möglich, ein gutes Bier zu brauen. Untergärige Hefe, die zum Beispiel für das Brauen von Pils oder Export eingesetzt wird, braucht Temperaturen von vier bis neun Grad Celsius. Sie setzt sich nach der Gärung unten am Boden ab. Dieser Brauprozess verlangt eine stetige Kühlung, und die wurde allgemein erst nach Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahre 1873 möglich.
Die Brauer aus Düsseldorf und vom Niederrhein haben über die Jahrhunderte ein erstklassiges obergäriges Bier entwickelt: Grund genug, dem traditionellen Brauverfahren bis heute treu zu bleiben. Und die Liebhaber des bernsteinfarbenen Bieres von Rhein und Niederrhein danken es ihren Brauern mit einer leidenschaftlichen und oft sogar lokalpatriotischen Bindung an "ihr" Altbier. Altbier ist an der längsten Theke der Welt in Düsseldorf und am Niederrhein ein Stück gelebter - und gern getrunkener - Identität!
Alt ist ein klassisches Vollbier. Es wird mit einer Stammwürze von durchschnittlich 11,5 Prozent gebraut und hat einen Alkoholgehalt von etwa 4,8 Prozent. Doch natürlich haben die Altbier-Brauer auch ein offenes Ohr für die Wünsche der Verbraucher von heute: Wer zum Beispiel wegen einer bevorstehenden Autofahrt auf Promille verzichten möchte, kann zum alkoholfreien oder "leichten", dem kalorien- und alkoholreduzierten Alt greifen.

Ausdruck rheinischer Lebensart - nicht nur am Rhein
Alt hat einen erfrischend herben Geschmack, der sich bei einer Temperatur zwischen acht und zehn Grad am besten entfaltet. In ganz Deutschland wird Altbier mittlerweile von Bierkennern geschätzt, auch wenn dieses bernsteinfarbene Bier besonders gern in einer der urigen Düsseldorfer Gaststätten oder in den rustikalen Landgasthöfen der Umgebung getrunken wird.
Dort zapfen die Wirte das Bier ohne zusätzlichen Kohlensäuredruck direkt aus dem Stichfass auf der Theke. Der Fassbieranteil vieler Altbierbrauereien ist deshalb relativ hoch, er liegt bei einigen Marken bei mehr als 60 Prozent. Oft sind es handliche 20-Liter-Fässer, die mit einem speziellen Aufzug aus dem kühlen Bierkeller direkt auf den Tresen kommen - und dort mit dem schweren Zapfhahn aus Messing angeschlagen werden.
Das Altbier wird meist in einem zylindrischen 0,2-Liter-Glas oder in einem Altbier-pokal serviert. Da Alt ausgesprochen süffig ist, hat der Wirt alle Hände voll zu tun, die schnell geleerten Gläser nachzufüllen. In Altbierkneipen herrscht eine fröhliche Ausgelassenheit, die dem lebenslustigen rheinischen Temperament entspricht - und bei der sich auch Gäste aus aller Welt wohlfühlen. Das dunkle Obergärige gehört zu dieser fröhlichen und unbeschwerten Lebensart der Region einfach dazu!

Verbreitung: Überwiegend am Niederrhein und in Düsseldorf, aber auch bundesweit erhältlich

Biergattung: Vollbier

Stammwürze in %: Durchschnittlich 11,5

Alkoholgehalt in % vol: Ca. 4,8

Bierart: Obergärig

Charakteristik: Dunkel-bernsteinfarbenes, hopfenbetontes blankes Bier

Brauprozess: Wird mit obergäriger Hefe bei 15 bis 20 Grad Celsius vergoren

Geschichte: Ursprüngliches, traditionelles Brauverfahren, das es ermöglichte, Bier auch bei höheren Außentemperaturen gären und reifen zu lassen

Bierpflege: Altbier wird aus kurzen, gedrungenen 0,2l- Gläsern oder Altbierpokalen getrunken und häufig vom Fass ausgeschenkt; ideale Trinktemperatur 8 bis 10 Grad Celsius
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 28.08.03)

Berliner Weiße
Leicht und erfrischend
Sie ist so typisch für die Hauptstadt wie das Brandenburger Tor: die Berliner Weisse - ein spritziges obergäriges Bier, das mit einer Mischung aus Weizen- und Gerstenmalz gebraut wird. Pur schmeckt die Berliner Weisse leicht säuerlich, sie wird deswegen gern mit einem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup getrunken.
Berliner Weisse "rot" oder "grün" ist vor allem im Sommer beliebt, denn sie ist spritzig, erfrischend und lässt sich wunderbar durch einen Strohhalm genießen.

Erschaffen vor mehr als 300 Jahren
Der Überlieferung nach entstand dieses Bier im 16. Jahrhundert. Der in der Gegend von Hannover geborene Brauer Cord Broihan kehrte nach einem Aufenthalt in Hamburg 1526 in seine Heimat zurück. Dort versuchte er, das damals sehr beliebte Hamburger Bier nachzubrauen. Doch das misslang. So erfand er ein Weizenbier, das unter dem Namen "Halberstädter Broihan"; schon bald in Mode kam. Berliner Brauern gelang es, die Rezeptur weiterzuentwickeln und ein Weizen zu brauen, das besser schmeckte und bekömmlicher war. Das "Berlinische Weitzenbier" war geboren und wurde schon 1642 von dem Berliner Arzt J.S. Elsholz lobend hervorgehoben. In einer Urkunde von 1680 wird es dann zum ersten Mal offiziell erwähnt.
Auch Wallenstein wusste die Weisse zu schätzen. In den Wirren des 30-jährigen Krieges war Weizen jedoch knapp. Die Lage in der Mark Brandenburg war so prekär, dass sich Wallenstein in einem Brief an seinen Unterfeldherrn Arnim von Boitzenburg bitter beklagte "...dahero denn nicht weiß, wie den Durst löschen muss, dieweil ich das Gerstenbier nicht trinken kann..."

Janz Berlin is eene Kneipe
Die Berliner des 19. Jahrhunderts hatten dieses Problem nicht mehr. Die Berliner Weisse war zu jeder Zeit und praktisch überall zu haben. Spezialbrauereien wie Landré in der Münzstraße, Breithaupt in der Palisadenstraße oder Willner in Pankow brauten ein ausgezeichnetes Bier. Kurz nach der Jahrhundertwende kam auf jedes zweite Grundstück in Berlin eine Gaststätte, darunter unzählige Weissbierlokale. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden.
Die Wirte waren oft typische Berliner Originale, die die Kunst, die Weisse einzuschenken, perfekt beherrschten. Das Bier wurde in große Tonflaschen, sogenannte "Kruken", abgefüllt. Beim Einschenken mussten Flasche und Glas in gleicher Höhe gehalten werden, um die Hefe in der Kruke zurückzuhalten. Das Weisse-Glas war damals breit und hoch und hatte weder Fuß noch Henkel. Den Schuss Sirup im Bier kannte man noch nicht. Die Gäste tranken ihre Berliner Weisse mit einem klaren Schnaps, meist Kümmel oder Korn.

Leichter Genuss im Freien
Heute lassen sich Einheimische und Touristen die Berliner Weisse am liebsten im Freien, in Biergärten, Waldgaststätten und Terrassenrestaurants schmecken. Das typische Glas ist ein breiter Kelch mit Fuß, in den zuerst der Sirup kommt. Danach wird mit Schwung eine halbe Flasche Weisse eingegossen und der Rest langsam nachgeschenkt. So entsteht die feste cremige Schaumkrone.
Die Berliner Spezialität ist nicht mit dem bayerischen Weißbier zu verwechseln. Ihren leicht säuerlichen Geschmack, der die Berliner Weisse im Sommer so beliebt macht, verdankt sie einem einzigartigen Brauverfahren. Die Gersten- und Weizenmalze werden mit Hilfe einer Mischung aus obergärigen Bierhefen und Milchsäurebakterien vergoren. Ein anderer Vorteil in der warmen Jahreszeit: Die Berliner Weisse ist ein Schankbier, das mit einem Stammwürzegehalt von sieben bis acht Prozent eingebraut wird. Der Alkoholgehalt liegt dann bei etwa 2,8 Prozent, ein Bier also, das nicht so leicht zu Kopf steigt.
Und noch etwas anderes ist typisch für die Berliner Weisse: Sie wurde zunächst nahezu ausschließlich in Flaschen angeboten, heute gibt es die Berliner Weisse in ihren verschiedenen Varianten auch in Dosen. Früher vergruben die Berliner Laubenpieper oft vor dem Winter einige Flaschen Berliner Weisse in ihren Schrebergärten. Da lag das Bier kühl und dunkel und konnte in Ruhe nachreifen. Im Frühjahr wurde es wieder ausgebuddelt und mit Genuss getrunken.

Verbreitung: Vorwiegend in und um Berlin

Biergattung: Schankbier

Stammwürze in %: 7 bis 8

Alkoholgehalt in % vol: Ca. 2,8

Bierart: Obergärig

Charakteristik: Spritziges, leicht hefetrübes dunkelgelbes Bier mit leicht säuerlichem Geschmack

Brauprozess: Verarbeitung von Gersten- und Weizenmalzen; die Würze wird mit einer Mischung von obergäriger Hefe und Milchsäurebakterien vergoren

Geschichte: Urkundlich nachgewiesen seit 1642, im letzten Jahrhundert Hauptgetränk der Berliner; war ursprünglich eine Verbesserung des Halberstädter Broihans

Bierpflege: Wird in Flaschen und Dosen angeboten; die richtige Trinktemperatur liegt bei 8 bis 10 Grad Celsius

Sonstiges: Beliebtes Getränk vor allem im Sommer; früher wurde die Berliner Weisse mit Kümmel oder Korn getrunken, heute gibt man einen Schuss Waldmeister- oder Himbeersirup ins Glas, bevor dieses mit Bier aufgefüllt wird; wird meist mit Strohhalm serviert
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Bockbier
Starker Genuss mit langer Tradition
Jedes Jahr überträgt das Fernsehen Anfang März eine ur-bayerische Zeremonie: den feierlichen Salvator-Anstich auf dem Nockherberg in München. Dann steht das Bockbier im Mittelpunkt, ein leicht dunkles, vollmundiges Bier mit einem kräftigen Malzgeschmack. Und der Salvator-Anstich steht auch für die Atmosphäre, in der dieses starke Bier genossen wird: mit Freunden in gemütlicher Runde, wo man es sich fern von der Hektik des Alltags gut gehen lässt und Zeit hat.
Es ist ein Bier für besondere Gelegenheiten. Deshalb wird auch relativ wenig davon gebraut. An der jährlichen Bierproduktion von knapp 110 Millionen Hektolitern haben Bockbiere einen Anteil von weniger als ein Prozent. Aber als Spezialität ist dieses starke Bier überall in Deutschland bekannt. Weniger bekannt ist, dass Bockbier keine bayerische Erfindung ist. Es stammt aus Norddeutschland.

Flüssige Geschichte im Glas
Nach der bekanntesten Überlieferung wurde schon 1351 in Einbeck bei Hannover ein kräftiges Bier gebraut, das wegen seiner hervorragenden Qualität bis nach Bayern exportiert wurde. Dort kamen auch die Herzöge und Fürsten auf den Geschmack. Statt sich das beliebte, aber teure Bier weiterhin aus dem Norden kommen zu lassen, nahmen sie einen Einbecker Braumeister in ihre Dienste. Das Bier "nach einpöckscher Brauart" wurde in München heimisch, und da die Münchner praktische Leute sind, blieb es nicht bei dem sperrigen Namen. Es wurde zum "Bock".
Doch nicht nur weltliche Braumeister verstanden sich auf die Kunst, ein starkes und wohlschmeckendes Bier zu brauen. Auch die Mönche in den Klöstern Süddeutschlands wussten, wie sie ihre täglichen Mahlzeiten durch flüssige Nahrung aufbessern konnten. Das kam ihnen vor allem in der Fastenzeit zugute, wenn die ohnehin schon schmale Kost noch spärlicher wurde. Denn "Flüssiges bricht Fasten nicht". Das schmackhafte, kräftige und dank seiner Inhaltsstoffe auch gesunde Bockbier half, die mageren Wochen zu überstehen und tröstete über den knurrenden Magen hinweg.
Die meisten Starkbiere stammen heute noch aus Bayern. Hier enden die Namen der besonders starken Doppelbockbiere traditionell mit der Silbe "ator", und auch das hat seine Geschichte: Seit Beginn des 17. Jahrhunderts - in Europa tobte der 30-jährige Krieg - brauten die Mönche des Heiligen Franz von Paula ihr starkes Fastenbier und nannten es zu Ehren ihres Ordensgründers "Sankt-Vaters-Bier". Das Bier schmeckte nicht nur den Mönchen, sondern auch den Münchnern: ein gutes Geschäft für das Kloster. Den "weltlichen Brauern" war das natürlich nicht recht, und so setzten sie bei ihrem Kurfürsten durch, dass auch sie das "Sankt-Vaters-Bier" brauen und ausschenken durften. Den Namen verballhornten sie mit der Zeit zu "Salvator". Das brachte den Zacherl-Bräu auf den Plan, dem vom Bayernkönig Ludwig I. das alleinige Recht zugesprochen worden war, sein Starkbier unter diesem Namen zu vertreiben. Die anderen Brauer mussten sich etwas einfallen lassen, und es entstanden die Bockbiernamen mit der Endung "-ator".

Wie stark ist Starkbier?
Es gibt auch obergärige Weizenbock- und Weizendoppelbockbiere. Doch die allermeisten Bock- und Doppelbockbiere werden untergärig aus Gerstenmalz gebraut. Die Bezeichnung Stark- oder Bockbier ist dabei in Deutschland gesetzlich geschützt. Danach darf Bier unter der Bezeichnung Starkbier oder einer sonstigen Bezeichnung, die den Anschein erweckt, als ob das Bier besonders stark eingebraut sei, nur in Verkehr gebracht werden, wenn der Stammwürzegehalt des Bieres nicht unter die festgesetzte Grenze (von 16 Prozent) herabgeht. Unter der Bezeichnung "Bockbier" darf nur Starkbier in Verkehr gebracht werden.
Unter "Stammwürze" versteht man dabei den Anteil an gelösten Stoffen im Biersud, bevor er vergoren wird, wie Eiweiße, Vitamine, Mineralien, Aromastoffe oder Malzzucker. Die 16 Prozent Stammwürze bedeuten also, dass in 1.000 Gramm Bierwürze vor dem Gären 160 Gramm Extrakt enthalten sein müssen. Der Extrakt entsteht durch die natürlichen Zutaten, die nach dem Deutschen Reinheitsgebot für das Brauen von Bier erlaubt sind: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.
Bockbier braucht seine Zeit zum Reifen und deshalb sollte man sich auch Zeit für den Genuss lassen. Außerdem: Starkbier hat es durchaus in sich. Bockbier kommt auf einen Alkoholgehalt von rund sieben Prozent, der Doppelbock weist noch höhere Werte auf. Hier liegt die Stammwürze bei mindestens 18 Prozent und der Alkohol bei mehr als 7,5 Prozent. Es hat auch mehr Kalorien als ein "normales" Vollbier.
Mit dem Doppelbock-Anstich auf dem Nockherberg wird die Saison der Frühjahrsstarkbiere in Bayern offiziell eingeläutet. Sie dauert traditionsgemäß rund zwei Wochen. Doch auch im Mai werden Bockbier und Doppelbock gern getrunken. Beide Biere sind auch zu Weihnachten beliebt, wenn alles etwas gemütlicher und besinnlicher wird.

Starkbier: Bock/Doppelbock

Verbreitung: Dunkle Starkbiere besonders im Süden; helle (u.a. Maibock) stark im Norden

Biergattung: Starkbier

Stammwürze in %: 16 und mehr

Alkoholgehalt in % vol: ca. 7

Bierart: untergärig als Bock und Doppelbock (u.a. - ator - Fastenstarkbiere in Bayern), obergärig als Weizenbock und Doppelweizenbock

Charakteristik: Vollmundig, goldfarben, goldbraun oder dunkelbraun

Brauprozess: im Vergleich z.B. zu einem Pils wird beim Brauen mehr Malz eingesetzt; dadurch erhöht sich der Stammwürzegehalt

Geschichte: Kommt aus Norddeutschland, nämlich aus Einbeck bei Hannover, bekannt seit 1351; ab 1615 wurde es in München vom Einbecker Braumeister Elias Pilcher gebraut; aus "Ainpöckisch Bier" wurde "Bockbier"

Sonstiges: Saisonprodukt: Maibock, Weihnachtsbock, Fastenstarkbiere; in Bayern ist die Fastenstarkbierzeit die "5. Jahreszeit"; um Josephi (19.März) erfolgt in München der feierliche Salvator-An-Stich auf dem Nockherberg
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Kölsch
Kölsch - das Bier der Domstadt
Dass die Kölner ihren eigenen Kopf haben, merkt man schon beim Karneval. Hier gibt es keine Karnevalsprinzessin, sondern ein "Dreigestirn", bei dem nicht nur Prinz und Bauer, sondern auch die Jungfrau männlichen Geschlechts sein müssen. Dieser Hang zum Besonderen prägt natürlich auch das Bier der rheinischen Metropole: das Kölsch.
Das helle, hochvergorene, obergärige Vollbier zeichnet sich nicht nur durch Qualität, Geschmack oder feinherbes Aroma aus, es gibt auch Privilegien und Eigenwilligkeiten, die für alle Kölsch-Brauer bindend und für alle Kölsch-Fans unverzichtbar sind. Kölsch brauen darf nämlich nicht jeder.

Die "Kölsch-Konvention"
24 Brauereien unterzeichneten im März 1986 die "Kölsch-Konvention". Mit ihr wurde "Kölsch" als geschützte geographische Herkunftsbezeichnung festgeschrieben. Das Bundeskartellamt erkannte diese Wettbewerbsregeln des Kölner Brauereiverbandes e.V. an, und damit dürfen nur diese Brauereien aus Köln und dem direkten Umland Kölsch brauen. Bei allem Traditionsbewusstsein haben natürlich auch die Kölsch-Brauer den Zug der Zeit erkannt. Kölsch gibt es nicht nur als Vollbier, sondern - in Übereinstimmung mit der Kölsch-Konvention - auch in alkoholfreier oder leichter Form. Das leichte Kölsch hat dabei in der Regel etwa die Hälfte des Alkoholgehaltes der klassischen Kölner Bierspezialität.

In Köln ist Kölsch überall
Mit einem Anteil von rund neun Prozent am Bierausstoß in Nordrhein-Westfalen ist Kölsch nach Pils und Alt die beliebteste Biersorte in diesem Bundesland. Es wird im weiteren Umkreis der Domstadt, in Wuppertal, Leverkusen oder Koblenz gern getrunken und ist ein Ausdruck rheinischer Lebensart.
Doch Kölsch wird ausschließlich in Köln und Umgebung gebraut, und es wird größtenteils auch dort konsumiert. Die Beliebtheit des hellen Obergärigen zieht sich quer durch alle Alters-, Bildungs- und Einkommensgruppen. Es wird bei offiziellen Anlässen genauso selbstverständlich angeboten wie in der Gasthaus-Brauerei oder im Edel-Restaurant.
Wer als Nicht-Rheinländer in eine Kölschkneipe einkehrt, sieht schnell, dass Kölsch einen wirklich völkerverbindenden Charakter hat. Es passt zu den geselligen und weltoffenen Bewohnern der alten Römerstadt. Kölsch trinken alle, besonders die Frauen.
Und der Kölner ist gern unter Leuten. Rund die Hälfte des jährlich gebrauten Obergärigen wird in der Gastronomie serviert. Das ist ein Wert, den keine andere Biersorte erreicht. Der Fassbieranteil liegt deswegen mit 50 Prozent entsprechend außergewöhnlich hoch: Im Bundesdurchschnitt werden nur etwa 20 Prozent des Bieres in Fässer abgefüllt.

Kölner Besonderheiten
In seiner typischsten Form ist der Kellner, der dem Gast das Kölsch an den Tisch bringt, auch kein Kellner. Er ist ein "Köbes", eine Kölner Institution mit blauem Strickwams, Wickelschürze und der Geldtasche vor dem Bauch. Sein Revier sind die urigen Brauerei-Gaststätten und gemütlichen Kneipen der Domstadt. Hier bringt er den Gästen ihr Getränk in einer schlanken Kölsch-Stange an den Tisch - und ist meist so unkompliziert und schlagfertig, dass sich auch Touristen sofort heimisch fühlen. Da die Stange 0,2 Liter fasst und die Gäste durstig sind, ist er ständig mit seinem "Kranz", einer speziellen Serviereinrichtung, unterwegs, um nachzuliefern. In einigen Gaststätten bekommt man auch "Stößchen";die nur 0,1 Liter fassen und praktisch sofort wieder leer sind.
In der Gaststätte werden zum Kölsch gern kölsche "National-Gerichte" gegessen. Deren Bezeichnungen können den Uneingeweihten allerdings in die Irre führen. Kölscher Kaviar ist nämlich Blutwurst und der "Halve Hahn" ein Roggenbrötchen mit einer dicken Scheibe mittelaltem Gouda - auf Wunsch mit Zwiebeln. Lädt der Kölner Gäste zu sich nach Hause ein, sind die "Pittermännchen" unverzichtbar: handliche Fässer von zehn bis 30 Litern, aus denen das Kölsch frisch gezapft wird
Verbreitung: Konzentriert auf den Regierungsbezirk Köln und die daran anschließenden Gebiete

Biergattung: Vollbier

Stammwürze in %: Durchschnittlich 11,3

Alkoholgehalt in % vol: Ca.4,8

Bierart: Obergärig

Charakteristik: Hellgelbfarbenes, hopfenbetontes Bier

Brauprozess: Gärung bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad Celsius; Hefe steigt an die Oberfläche, daher obergärig

Geschichte: Brautradition seit 874; das Kölner Brauamt gab es bereits im Jahre 1250, Standesvertretung der Brauer; 1396 Kölner Brauer-Korporation

Bierpflege: Wird aus schlanken "Kölsch-Stangen" mit einem Inhalt von meist 0,2l getrunken

Sonstiges: Biersorte mit rechtlich definiertem Herkunftsschutz; darf lediglich in Köln bzw. von den Brauereien des Kölner Brauereiverbandes gebraut werden. EU-weit geographisch geschützte Herkunftsangabe
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Lager dunkel/ Dunkles/ Export dunkel
Dunkles Lagerbier, dunkles Export - wieder im Kommen
Dunkle Lagerbiere hatten es in den vergangenen Jahrzehnten nicht leicht, sich am Markt zu behaupten. Aber in letzter Zeit lässt sich ein gegenläufiger Trend erkennen. Die dunklen Biere bauen langsam aber sicher ihre Position wieder aus. Fast alle bayerischen Brauereien haben dunkles Lagerbier, "Dunkel" genannt, im Sortiment und im Süden wird es auch am meisten getrunken.
Das dunkle Lagerbier ist genau wie sein heller "Bruder" ein untergärig gebrautes Vollbier, dessen Stammwürzegehalt zwischen zehn und 14 Prozent liegt. Das ergibt einen Alkoholanteil zwischen 4,6 und 5,6 Volumenprozent. Dunkel wird unter Verwendung von mindestens 50 Prozent dunklem Malz, dem sogenannten "Münchner Typ", hergestellt. Wie bei den anderen dunklen Bieren, etwa dem Alt, ist das Malz für die Farbe des Bieres verantwortlich. Es wird bei Temperaturen zwischen 100 und 110 Grad Celsius getrocknet und nimmt dabei die dunkle Farbe an, die es dann an das Bier weitergibt.
Dunkles Lagerbier hat ein malziges Aroma und einen runden, leicht süßlichen Geschmack. Bei einer Temperatur von rund acht Grad Celsius schmeckt es am besten - auch den Frauen, die dieses vollmundige Bier aus Bayern zu schätzen wissen. Von dort aus findet es seinen Weg auch in nördlichere Gefilde. Die Konsumenten von heute mögen die Abwechslung und probieren gern mal etwas Neues. Als "exotische" Alternative gewinnt das Dunkle aus Bayern auch nördlich des Weißwurst-Äquators zunehmend an Beliebtheit.

Verbreitung: Bundesweit mit Schwerpunkt Bayern

Biergattung: Voll- oder Schankbier

Stammwürze in %: Zwischen 10 und 14, Export üblicherweise bei 12

Alkoholgehalt in % vol: Zwischen 4,6 und 5,6

Bierart: Untergärig

Charakteristik: Dunkles Bier, leicht gehopft, vollmundig, malzaromatisch

Brauprozess: Gärung mit untergäriger Hefe unter Verwendung von dunklen Malzen Münchner Typs

Geschichte: Lagerbiere nannte man noch im 19. Jahrhundert alle untergärigen Vollbiere mit einem Stammwürzegehalt zwischen 11 und 14 Prozent. Dunkle Lagerbiere haben in den letzten Jahren ihren Marktanteil wieder steigern können

Bierpflege: optimale Trinktemperatur liegt bei 8 Grad Celsius
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Lager hell/ Helles/ Export hell
Helles Lagerbier - ein Klassiker mit festem Freundeskreis
Obwohl die malzigen, kräftigen Lagerbiere in den hopfenbetonten Bieren Pilsner Brauart eine starke Konkurrenz haben, ist es ihnen gelungen, ihr Stammpublikum zu halten. Als "Bayrisch Hell" sind sie im Süden Deutschlands oder in Baden-Württemberg nach wie vor beliebte Biere. In Bayern ist das Helle geradezu ein Grundnahrungsmittel, das zu den meisten Mahlzeiten selbstverständlich mit dazu gehört.

Bier mit Historie
Noch im 19. Jahrhundert war "Lagerbier" die Bezeichnung für alle untergärigen Vollbiere, die mit einem Stammwürzegehalt von elf bis 14 Prozent eingebraut wurden. In England hat sich dieser Name bis heute so erhalten. Der Alkoholgehalt bewegt sich nach dem Brauprozess zwischen 4,6 und 5,6 Prozent. In Deutschland hat sich der Begriff "Lagerbier" dagegen eingeschränkt. Er gilt heute meist nur noch für untergärige Biere, die unter zwölf Prozent Stammwürze haben und zum anderen nicht der stark gehopften Richtung "Pilsener" angehören. Helle Lagerbiere haben einen Alkoholgehalt von 4,6 bis 5,6 Prozent. Helles Exportbier hat etwa 65 Kilokalorien (275 kJ) auf 0,1 Liter.
Helle Lagerbiere sind etwas weniger stark gehopft und schmecken ein wenig süß. Sie sind blank gefiltert und meist von hellgelber Farbe - daher die Bezeichnung "Helles". Gebraut werden diese Biere vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. Untergäriges Bier braucht für den Brauvorgang besonders niedrige Temperaturen. Im Voralpenland gab es den ganzen Winter über genügend Natur-Eis, um Lagerbier herstellen zu können. Das Bier lagerte den Sommer über in Felsstollen und reifte aus, um dann im Herbst getrunken zu werden.

Verbreitung: Vorwiegend in Bayern, Baden-Württemberg und im Ruhrgebiet

Biergattung: Voll- oder Schankbier

Stammwürze in %: Zwischen 10 und 14; Export üblicherweise bei 12

Alkoholgehalt in % vol: Zwischen 4,6 und 5,6

Bierart: Untergärig

Charakteristik: Malzaromatische hell-goldgelbe blanke Biere, kräftig und ein wenig süß

Geschichte: Export verdankt seinen Namen seiner Bestimmung. Es wurde für weite Transporte in ferne Länder traditionell stärker eingebraut

Bierpflege: Lagerbier und Helles werden gern aus einem Becherglas getrunken, Exportbiere werden oft im Glasseidel mit Henkel serviert; die optimale Trinktemperatur liegt bei ca 8 Grad Celsius
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Pils
Pils - der Deutschen liebstes Bier
Pils ist mit Abstand die beliebteste Biersorte in Deutschland. Sein Anteil am gesamten Bierausstoß liegt bei mehr als 65 Prozent. Ein edles Pils kann sich überall sehen lassen und wird ganz selbstverständlich auch als Getränk zu einem Fünf-Sterne-Menü bestellt.

Bayerische Braukunst in Pilsen
Ähnlich wie beim Bockbier, das nicht aus Süd-, sondern aus Norddeutschland stammt, war es nicht ein Böhme, sondern ein Bayer, der das Pils erfunden hat.
Die böhmische Stadt Pilsen gehörte Mitte des vergangenen Jahrhunderts zur österreichischen k.u.k. Monarchie. Aber von kaiserlicher Herrlichkeit konnte bei dem Bier, das in der Stadt gebraut wurde, nicht die Rede sein. Die Qualität war so schlecht, dass der Pilsner Magistrat im Februar 1838 sogar verfügte, 36 Fässer Bier vor dem Rathaus öffentlich auslaufen zu lassen. Um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen, beschloss noch im selben Jahr eine Gruppe "brauberechtigter Bürger" den gemeinschaftlichen Bau eines "Bürgerlichen Brauhauses". Am 15. September 1838 erfolgte der erste Spatenstich.
Auch bei der Bierart wollten die Einwohner von Pilsen neue Wege gehen. In Böhmen wurde nach alter Art obergäriges Bier gebraut. Aber der Geschmack hatte sich gewandelt. Dunkles untergäriges Bier, auch bayerisches Bier genannt, war in Mode gekommen, und so brauchte man für das neue Brauhaus auch einen neuen Braumeister. Die Wahl fiel auf den 29 Jahre alten Josef Groll aus dem bayerischen Vilshofen. Dessen Vater war Brauereibesitzer und Bierbrauer und hatte lange an der Rezeptur eines untergärigen Biers getüftelt. Groll junior nahm das Rezept mit nach Pilsen.
Ähnlich wie die Bayern hatten auch die Böhmen die Möglichkeit, Eis, das im Winter gesammelt wurde, in tiefen Kellern und Höhlen aufzubewahren. So konnten sie das ganze Jahr über bei einer Temperatur von vier bis neun Grad Celsius Bier brauen,
Voraussetzung für den Einsatz untergäriger Hefe. Am Martinstag, dem 11. November 1842, war es dann soweit: In den Gasthöfen "Zum Goldenen Adler", "Zur weißen Rose" und "Hanes" wurde zum ersten Mal das neue Pilsener Bier ausgeschenkt. Josef Groll hatte jedoch nicht viel Zeit, sich seines Bieres zu erfreuen. Sein Vertrag lief nach fünf Jahren aus und wurde auch nicht verlängert. Zu Ruhm und Ehre kam das Pilsener Bier in Deutschland zuerst in Preußen. Erst viele Jahrzehnte später zogen die Bayern zögernd nach.

Pils - vorzugsweise ein Männerbier?
Auch heute noch hat das hell-goldfarbene Pils besonders viele Freunde im Norden, Westen und Osten der Bundesrepublik. Im Süden, wo es die meisten Brauereien in Deutschland gibt, greift man noch eher zu den anderen Biersorten. Aber das Pils bleibt das beliebteste Bier der Deutschen. Vor allem Männer wissen den hopfig-herben Geschmack zu schätzen: Jeder zweite deutsche Mann trinkt mindestens einmal in der Woche ein Pils, ein Drittel sogar mehrmals in der Woche. Mit einer Stammwürze von rund elf Prozent und einem Alkoholgehalt von 4,8 Prozent ist Pils ein Vollbier. Alkoholfreie und -reduzierte Marken sorgen aber dafür, dass der Pilsfreund in keiner Lebenslage auf sein Lieblingsbier verzichten muss.

Ein gutes Pils braucht drei Minuten
Pils schmeckt am besten, wenn es eine Temperatur von acht Grad hat - und wenn man sich beim Zapfen nicht zuviel Zeit lässt. Der Spruch "Ein gutes Pils braucht sieben Minuten" ist genauso alt wie falsch: Ein Bier, an dem so lange herumgezapft wurde, kann nicht mehr frisch sein. Statt dessen sollte das Pilsglas zunächst langsam mit der ersten Schaumkrone bis zum oberen Rand gefüllt werden. Nun wartet man, bis sich der Schaum gesetzt hat. Wenn man nun zwei- bis dreimal nachzapft, erhält man eine wunderschöne Schaumkrone und hat bereits nach etwa drei Minuten ein frisches reines Pils. Prost!

Verbreitung: Gesamte Bundesrepublik

Biergattung: Vollbier

Stammwürze in %: Mindestens 11

Alkoholgehalt in % vol: Ca.4,8

Bierart: Untergärig

Charakteristik: hell-goldfarbenes, stärker gehopftes Bier mit feinsahnigem Schaum

Brauprozess: Gärung bei niedrigen Temperaturen

Geschichte: Das Bier Pilsener Brauart ist rund 150 Jahre alt und wurde von dem bayerischen Braumeister Josef Groll am Martinstag 1842 in Pilsen erstmals ausgeschenkt

Bierpflege: in mehreren Zügen in höchstens 3 Minuten einschenken; die optimale Trinktemperatur liegt bei rund 8 Grad Celsius
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Schwarzbier
Bier hat eine "dunkle" Vergangenheit
Damit meldet sich das Bier in seiner ursprünglichsten Form zurück. Denn der Siegeszug der hellen Biere begann erst vor etwa hundert Jahren. Die Brau- und Mälztechnologie hatte sich so weit entwickelt, dass es möglich wurde, auch mit hellem, weniger lang gedarrtem Malz ein wohlschmeckendes Bier zu brauen. Davor waren alle Biersorten mehr oder weniger dunkel. In Thüringen zum Beispiel ist das Schwarzbierbrauen seit 1543 urkundlich belegt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde überwiegend dunkles Bier getrunken.
Mit der Verbreitung der helleren Biere, vor allem des Dortmunder und Pilsner Typs, gerieten die dunklen Biere mehr und mehr in Vergessenheit. Sie wurden zu regionalen Spezialitäten: am Niederrhein und in Düsseldorf das obergärige "Altbier", in Bayern das "Dunkel" und in Thüringen und Sachsen das "Schwarzbier".

Von Natur aus schwarz
Anders, als seine kräftige Farbe vielleicht vermuten lässt, ist Schwarzbier kein Starkbier. Es wird mit einer Stammwürze von mindestens elf Prozent gebraut und gehört damit zu den Vollbieren. Der Alkoholgehalt liegt bei 4,8 bis 5 Prozent. Hergestellt wird es auf der Grundlage alter, traditionsreicher Rezepturen, unter Einsatz modernster Technologie und dem entsprechenden Know-how. Seine tiefdunkle Farbe erhält Schwarzbier übrigens ausschließlich durch die Verwendung von dunklen Spezial- oder Röstmalzen. Alles streng nach dem deutschen Reinheitsgebot.
Verbreitung: Bundesweit

Biergattung: Vollbier

Stammwürze in %: Mindestens 11

Alkoholgehalt in % vol: Ca. 4,8 - 5

Bierart: Untergärig

Charakteristik: Sehr dunkles Bier, vollmundig: keine einheitliche Geschmackscharakteristik

Brauprozess: Gärung mit untergäriger Hefe unter Verwendung dunkler Spezial- und Röstmalze

Geschichte: Dunkelfarbige Braunbiere waren früher die vorherrschende Biersorte in Deutschland - seit 1543 ist Schwarzbier in Thüringen nachgewiesen; damals obergärig gebraut

Bierpflege: Optimale Trinktemperatur liegt bei 8 Grad Celsius; wird gern aus Schwarzbierpokalen getrunken
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)



Weizenbier/Weißbier
Ein Bier von Adel
Weizenbier, auch Weißbier genannt, war in Bayern schon in früheren Jahrhunderten beliebt. Bürgerliche und adelige Braumeister machten sich dabei Konkurrenz. Das änderte sich schlagartig, als das bayerische Herrscherhaus 1567 das Brauen von Weizenbier verbot. Die Begründung war fadenscheinig: Es sei "ein unnützes Getränk, das weder führe noch nähre, noch Kraft und Macht gäbe, sondern nur zum Trinken reize". In Wahrheit sollte der kostbare Weizen nicht weiter zum Bierbrauen verwendet werden. Eine Ausnahme machte der bayerische Herzog nur beim niederbayerischen Geschlecht der Degenberger. Diesem hatte Wilhelm IV., der Begründer des Reinheitsgebotes, schon 1529 das Recht verliehen, aus Weizen Bier zu brauen.
Am 10. Juni 1602 starb Hans Sigmund von Degenberger als letzter Spross seines Geschlechts. Da er keinen männlichen Nachkommen hinterließ, fiel sein Besitz, und damit auch das alleinige Recht, Weizenbier zu brauen, an das bayerische Herrscherhaus unter Maximilian I. zurück. 1605 wurde in München - an dem Ort, wo heute das weltberühmte Hofbräuhaus steht - das Weisse-Bräuhaus gegründet. Hier ließ Herzog Maximilian das Weizenbier nun selber brauen und verkaufen.

Die bayerischen Kurfürsten als Brauherren
1623 avancierte Herzog Maximilian zum Kurfürsten. Für seinen aufwändigen Hofstaat waren die Gewinne des Weisse-Bräuhaus unentbehrlich. Um weitere Geldquellen zu erschließen, kam der clevere Wittelsbacher auf die Idee, Verträge mit den Münchner Wirten einzugehen. Diese wurden verpflichtet, neben dem bürgerlichen Braunbier auch das hochherrschaftliche Weizen auszuschenken. Gehorchten sie nicht, wurde ihnen das Wirtsrecht entzogen.
Die Nachkommen Maximilians I. hielten "aus gewichtigen Ursachen" für andere Stände das Verbot aufrecht, aus Weizen Bier zu brauen. Die Herstellung von Weißbier wurde zum "Regal" : zum wirtschaftlich nutzbaren Hoheitsrecht des bayerischen Herrscherhauses. Sehr zum Verdruss der bürgerlichen Braunbierbrauer entstanden überall kurfürstliche Brauhäuser. Und die Untertanen ließen sich ihr Weizenbier, das angeblich so "unnütz" war, schmecken.

Das Weißbier wird bürgerlich
Mitte des 18. Jahrhunderts kam das kurfürstliche Weißbier dann eine Weile aus der Mode. Die bürgerlichen Brauer hatten ihre Methoden, Braunbier herzustellen, entscheidend verbessern können. Es schmeckte den Bayern noch besser als das Weizen aus den Hofbräuhäusern. Weizenbier wurde so wenig getrunken, dass es als Einnahmequelle für das Herrscherhaus nichts mehr hergab. Als großzügige Geste gegenüber seinen Untertanen verzichtete dieses auf sein Privileg. Das Recht, Weizenbier zu produzieren, wurde auf alle Brauer im Lande ausgedehnt.

Erfrischender Genuss von heute
Der Erfolg von heute würde selbst die geschäftstüchtigen Wittelsbacher neidisch machen: Etwa sechs Millionen Hektoliter Weizenbier werden heute jährlich allein im Lebensmitteleinzelhandel und in Abholmärkten verkauft. Rund 14 Millionen Genießer in Deutschland - meist junge Menschen - lassen sich das Obergärige mehr oder weniger regelmäßig schmecken. Darunter sind auch viele Frauen. Mehr als vier Millionen Deutsche, vor allem Bayern, trinken mindestens einmal in der Woche Weizenbier.
Weizenbier muss mindestens 50 Prozent Weizenmalz enthalten. Da es bei der Lagerung hoch gespundet wird, hat es relativ viel Kohlensäure. Dies und der fruchtige Geschmack machen dieses Bier so erfrischend. Deshalb ist es im Sommer besonders beliebt, wenn Jung und Alt in Biergärten und auf Restaurant-Terrassen zusammenkommen.
Etwa die Hälfte des gesamten Weißbieres wird in der Gastronomie getrunken. Meistens ist es - sowohl beim Wirt als auch im Handel - in Flaschen zu haben. Doch in Restaurants und Gaststätten kommt das Weizenbier immer mehr vom Fass. Die Auswahl ist groß. Neben den klassischen naturtrüben, ungefilterten Hefeweizen in Hell und Dunkel bieten viele Brauereien auch klare oder Kristall-Weizen an. Dazu kommen alkoholfreie und - vor allem in Bayern - leichte Weißbiere. In einigen Regionen werden auch bekannte Weizen-Starkbiere angeboten.

Die Kunst, ein Weißbier einzuschenken
Wer als Laie schon einmal versucht hat, ein Weizen einzuschenken, weiß, dass dieses Bier ein - im wahrsten Sinne des Wortes - überschäumendes Temperament entwickeln kann. Zunächst braucht man die typischen Weißbiergläser, denn nur aus ihnen schmeckt es richtig gut. Sie sind hoch und leicht geschwungen. Deshalb kann die Kohlensäure im Weizen beim Einschenken eine schöne Schaumkrone entwickeln.
Wie bei anderen Biersorten auch sollte das Glas vor dem Einschenken mit klarem Wasser ausgespült werden. Die Flasche wird schräg zum Glas gehalten, dann das Weizenbier eingeschenkt, bis die Schaumkrone den Rand erreicht hat. Anschließend wird das Bier eine Weile stehen gelassen, bis sich der Schaum abgesetzt hat. Dann kann vorsichtig nachgegossen werden, um die Schaumkrone zu erhalten.
Auch wenn einige es für schick halten sollten: Zitronenscheiben haben im Weißbier nichts zu suchen. Sie verfälschen den Biergeschmack und lassen die schönste Schaumkrone in sich zusammenfallen. Auch Salz- oder Reiskörner machen das Weizen nicht besser. Sie sorgen nur dafür, dass die Kohlensäure schneller entweicht und das Bier schal wird.

Verbreitung: Breitet sich, von Süden kommend, immer weiter nach Norden aus

Biergattung: Vollbier

Stammwürze in %: Mindestens 11 und 14

Alkoholgehalt in % vol: Ca. 5,4

Bierart: Obergärig

Charakteristik: Kristallklares oder leicht hefetrübes, spritziges Bier mit einem fruchtigen und würzigen Geschmack, helle oder dunkle Färbung

Brauprozess: Weizenmalzanteil beträgt mindestens 50 Prozent, der Rest ist Gerstenmalz

Geschichte: Wittelsbacher Weizenmonopol seit 1602, zum Schutze dieser Einnahmequelle allen anderen Brauern immer wieder verboten, blieb aber weiter beliebt: mehr als 80 Prozent der Weizenbiere kommen aus Bayern

Bierpflege: Schmeckt am besten gut gekühlt aus dem Kühlschrank - ohne Zugabe von Zitronenscheibe oder Reis
(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)

Alle Sorten auf einem Blick
Biersorten, die alle kennen

- Alt
- Berliner Weisse
- Bock
- Kölsch
- Lager dunkel / Dunkles / Export dunkel
- Lager hell / Helles / Export hell
- Leichtbier
- Pils
- Schwarzbier
- Weizenbier/Weißbier

Biersorten, die alle kennen (lernen) sollten

- Diätbier
- Ice-Beer / Eisbier
- Keller-, Kräusen-, Zwickelbier, Zoigl
- Märzen
- Rauchbier
- Roggenbier / Dinkelbier

Alkoholfrei oder leicht - trotzdem voller Genuss

- Alkoholfreie Biere
- Leichtbier

Energie und Ausdauer im Glas: Malzgetränke

- Malztrunk
- Doppelcaramel

Bier kann auch anders: Biermischgetränke

- Biermischgetränke

(Quelle: www.brauerbund.de, Stand: 27.08.03)



aufgenommen am:03.09.2003
Kategorie:Getränkehandel: Bier
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